Warum es eine sehr schlechte Nachricht ist, dass Kakao um 18,5 % billiger wird
Per 1. Oktober sinkt der Kakaobohnenpreis um 25 Prozent. Den Preis dafür bezahlen die Kakaofarmer:innen in Westafrika.
Das ist ein langer Blogpost, und die erste gute Nachricht kommt erst ziemlich spät. In Wahrheit handelt der ganze Post aber nur von einer einzigen Zahl. Von einer Zahl, die über das Leben von Millionen Menschen in Westafrika entscheidet. Ob es für alle genug zu essen gibt oder ob die Familie hungern muss. Ob Kinder in die Schule gehen können oder auf Feldern arbeiten müssen.
Diese Zahl ist 2.200.
2.200 Dollar pro Tonne Rohkakao. Das ist der Preis, der nötig ist, um den Kakaofarmer:innen in der Elfenbeinküste ein einfaches, bescheidenes, aber menschenwürdiges Leben zu ermöglichen.
2.200 Dollar pro Tonne.
Das wäre der Preis, der alle glücklich macht. Und alle kennen diese Zahl: die Kakaofarmer:innen selbst, die Regierungen der Kakao-produzierenden Länder Ghana und Elfenbeinküste, und natürlich auch die großen Schokoladeproduzenten. Nun kennst auch du sie. Und das ist wichtig.
Denn am 1. Oktober gab die Regierung der Elfenbeinküste bekannt, dass der neue Erzeugerpreis für Kakao von 1.788 Dollar der Erntesaison 20/21 auf 1.457 Dollar für die kommende Saison 21/22 gesunken ist – das ist ein Rückgang von 18,5 Prozent. Das ist dramatisch.
Das bedeutet, dass die Kakaofarmer:innen, die bereits jetzt weit unter der Armutsgrenze leben, noch weniger für den Kakao bekommen, den sie produzieren. Der Rückgang bedeutet noch mehr Armut, noch mehr Ungerechtigkeit, noch mehr Verzweiflung, Wut, Zorn und Aussichtslosigkeit für Millionen von Menschen, für Frauen, Männer und Kinder.
Wir erlebten einen ähnlichen Preisverfall schon einmal, Mitte 2017, da sank der Preis sogar um über 30 Prozent. Big Choco profitierte damals schamlos: Die Einsparungen wurden nicht an die Kakaoliebhaber:innen weitergegeben, die Gewinne der großen Produzenten stiegen schätzungsweise um – festhalten – 4,7 Milliarden Dollar.
Lies das mal ganz langsam: 4,7. Milliarden. Dollar. Zusätzlicher. Profit. Bezahlt von 2,5 Millionen Menschen, die unter der Armutsgrenze leben. Was für eine verdammte Schande.
Übrigens haben wir uns durchgerechnet, was es Big Choco kosten würde, den Referenzpreis für ein existenzsicherndes Einkommen zu zahlen: Es geht um eine Milliarde Dollar. Klingt viel, ist aber lächerlich wenig: Es sind gerade mal 0,7 Prozent des weltweiten Schokoladen-Umsatzes.
Die großen Player müssten auf 0,7 Prozent ihrer Kohle verzichten, und die Armut von Millionen Menschen wäre von heute auf morgen ausgelöscht. Kein Hunger mehr, Kinder könnten täglich in die Schule gehen und spielen, statt auf Feldern schuften zu müssen.Ein Argument, das man von Big Choco häufig hört: „Wir können ja nichts dafür! Den Preis bestimmen doch die Regierungen in Ghana und der Elfenbeinküste!“ Das ist theoretisch richtig. Aber in der Praxis falsch.
Als die Regierungen in Ghana und der Elfenbeinküste im vergangenen Jahr versucht haben, einen gerechteren Preis für die Kakaobauern zu erzielen, indem sie den "Living Income Differential" (LID) in Höhe von 400 Dollar pro Tonne Kakao einführten, schmälerte das die Gewinne der großen Player.
Was passierte dann?
Einige der großen Schokoladenhersteller kauften kaum mehr Kakao mehr aus diesen Regionen. Dies führte zu einem Preisrückgang von 25 Prozent im April 2021. Und nun zu dem weiteren Rückgang von 18,5 Prozent.
Big Choco sagt uns die ganze Zeit, dass sie wollen, dass die Landwirte mehr verdienen, dass sie illegale Arbeit aus den Lieferketten verbannen wollen, dass sie die Farmer:innen und ihre Familien
Und nun endlich die gute Nachricht:
Wir alle haben die Macht, die Schokoladenindustrie zu verändern. Du und wir gemeinsam.Wir bei Tony's zeigen nämlich, dass es anders geht. Und wir zeigen auch, wie es geht. (Das liegt nicht daran, dass wir so wahnsinnig genial sind. Es liegt daran, dass es gar nicht so wahnsinnig kompliziert ist, WENN MAN WIRKLICH WILL.)
Wir bezahlen für den gesamten Kakao, den wir verwenden, den Referenzpreis für ein existenzsicherndes Einkommen (Living Income Reference Price - LIRP). Das heißt konkret: Der Preis sinkt um 331 Dollar pro Tonne, also erhöhen wir die Tony's-Prämie von 462 Dollar auf 743 Dollar pro Tonne, dazu kommt die zusätzliche Erhöhung der Genossenschaftsgebühr um 50 Dollar.
Dass wir außerdem eine Reihe von Initiativen setzen, die das Leben der Farmer:innen verbessert, erwähnen wir hier nur der Vollständigkeit halber. Denn in diesem Post geht es nur um Kohle, nur um die 2.200 Dollar pro Tonne. Was wir tun, hilft natürlich nur den Farmer:innen, von denen wir kaufen.
Was können wir tun, um allen zu helfen, die unter diesem Preisverfall leiden werden? Und weil du jetzt fragst: Was kannst du tun?
Erzähle deinen Freundinnen und Freunden, deiner Familie, erzähle allen, die Schokolade lieben, davon, dass es unglaublich viel Ungerechtigkeit gibt. Erzähle ihnen davon, dass alle Produzenten, die sich unserer Initiative „Tony's Open Chain“ angeschlossen haben, gegen Ausbeutung und Ungerechtigkeit kämpfen, gegen illegale Kinderarbeit und moderne Sklaverei.
Üben wir Druck auf Big Choco aus.
Sie sollen endlich einen fairen Preis zahlen. Sie werden immer noch riesige Gewinne machen. Es gibt keine Entschuldigung dafür, den Profit über die Menschen zu stellen.
Was kannst du tun?
- TEILE unsere Beiträge auf Twitter, Instagram, Facebook oder LinkedIn.
- KOMMENTIERE unsere Beiträge und tagge einen Big Choco Player – mit der Frage, was sie denn tun, um den Kakaopreis, den sie bezahlen, an den Referenzpreis für existenzsichernde Einkommen anzupassen.
- GENIESSE eine Tafel Tony's Chocolonely mit gutem Gewissen.